Am 14.03.2025 war es wieder so weit: nach 25 Monaten Nutzungsuntersagung konnte der Saal des Bürgerhauses wieder offiziell in Betrieb genommen werden. Der anwesende Verbandsbürgermeister Volker Poß meinte nach der musikalischen Eröffnung des Musikvereins: „Es fühlt sich schon fast wieder an wie immer, als ob nie etwas gewesen wäre“. Das Bürgerhaus war bis auf den letzten Platz belegt.
Februar 2023 – Bauantrag und Nutzungsuntersagungsverfügung
Vorausgegangen war eine am 6. Februar 2023 durch die Kreisverwaltung Germersheim ausgesprochene Nutzungsuntersagungsverfügung, in der die weitere Nutzung des Bürgerhauses als Versammlungsstätte untersagt wurde. Auslöser für die Untersagung war wohl der vier Wochen zuvor gestellte Bauantrag der Ortsgemeinde – als ‚Ergänzungsantrag zur bestehenden Baugenehmigung vom 27.08.1985‘ an die Kreisverwaltung. Mit diesem Bauantrag sollten Mängel behoben werden, die in den vorliegenden Prüfberichten aufgezeigt wurden. Konkret handelte es ich um falsch eingebaute Brandschutzklappen, deren Einbau allerding vor 35 Jahren beim Bau des Bürgerhauses genauso vorgenommen wurde.
Begründet wurde die Nutzungsuntersagung mit einem Verstoß gegen baurechtliche Vorschriften. Lt. Aussage der Kreisverwaltung „zeigen die Prüfberichte auf, dass die Lüftungsanlage betriebssicher und wirksam ist. Allerdings wurden bei der Prüfung der Brandschutzklappen Mängel festgestellt, dahingehend, dass diese falsch eingebaut und somit nicht funktionsfähig sind: entgegen der bauaufsichtlichen Zulassung wurden die Klappen vor, anstatt in der Treppenraumwand integriert.“ In der Verfügung hieß es weiter, „dass mit sofortiger Wirkung die weitere Nutzung der Versammlungsstätte untersagt wird.“
Schock für die Mitbürgerinnen und Mitbürger
Für unsere Ortsgemeinde, für alle Vereine und Mitbürgerinnen und Mitbürger ein Schock, denn bereits geplante Veranstaltungen – wie wenige Tage später die Faschingsveranstaltungen des Turnvereins, oder zwei Wochen später die Theateraufführungen des Musikvereins, Konzerte des Männergesangvereins, private Feiern – konnten im Bürgerhaus nicht mehr durchgeführt werden.
Zahlreiche Gespräche
In der Folge gab es zahlreiche Gespräche, um wenigstens eine eingeschränkte Nutzung des Saals zu erreichen, von unserem Brandschutzbeauftragten Rüdiger Günther wurden mehrere Möglichkeiten vorgeschlagen, wie
- das Aufstellen von Brandschutzwachen
- der Einbau einer provisorischen Brandschutztür im Flur des Foyers
- die Beschränkung der Anzahl Besucher im Saal
- das Sperren der Empore
All diese vorübergehenden Kompensationsmaßnahmen wurden abgelehnt, da diese den ursächlichen Grund des Verbots – die falsch eingebauten Brandschutzklappen – nicht beheben konnten. Einen kleinen Teilerfolg gab es in Form eines sogenannten ‚Änderungsbescheids‘. Die Nutzungsuntersagung betraf nicht mehr den kompletten Gebäudekomplex, sondern ‚nur‘ noch den Saal. Der im Erdgeschoß liegende Jugendraum, sowie der im Obergeschoß liegende Vereinsraum wurden ausgenommen, da diese beiden Räume nicht der Versammlungsstätte zuzuordnen sind.
Mai bis Oktober 2023 – Konkretisierung der Maßnahmen, Förderantrag gestellt
In den Folgemonaten von Mai bis Oktober mussten die zu ergreifenden Maßnahmen konkretisiert und mit der Kreisverwaltung eng abgestimmt Nachdem dies alles geklärt war, konnte Mitte Oktober bei der Kreisverwaltung der Bauantrag zur Behebung der Mängel eingereicht werden. Ebenfalls wurde ein Förderantrag gestellt.
Februar 2024 – Baugenehmigung erteilt
Fast auf den Tag genau ein Jahr nach der Nutzungsuntersagung erreichte uns im Februar 2024 die Baugenehmigung. In der Folge wurden die Ausschreibungen für die zahlreichen Gewerke erstellt – und es war überhaupt nicht einfach, Fachfirmen zu finden, die sich auf die sehr speziellen Leistungsverzeichnisse einlassen wollten – die Umsetzung war mit Zertifikaten zu belegen.
August 2024 – Bewilligung Förderbescheid
Im August wurde unser Förderbescheid bewilligt, für die kalkulierten Kosten von 136.500 € erhält die Ortsgemeinde aus dem Investitionsstock des Landes eine Förderung von 70.000 €. Der Förderbescheid wurde am 01.08.2024 durch den erst drei Wochen zuvor ins Amt gewählte Ministerpräsidenten unseres Bundeslandes Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer, persönlich überbracht. Der Kostenrahmen für die geplanten Kosten wurde moderat überschritten, es kamen allerdings einige ungeplante Kosten dazu, so dass die komplette Maßnahme ca. 160.000 € kostete. Zu Beginn der Gespräche wurden auch Kosten in zwei- oder gar dreifacher Höhe genannt worden.
August 2024 – Beginn der Arbeiten
Mitte des dritten Quartals 2024 begannen die Arbeiten. So wurden …
- im Erdgeschoß eine Brandschutztür und im Treppenhaus ein Rauchabzugsfenster eingebaut
- im Oberschoss wurden in der Küche, im Abstellraum und im Flur die Decken brandschutztechnisch ertüchtigt
- im Dachgeschoß wurde eine Brandschutzwand eingezogen
- der Holzboden im Dachgeschoß durch feuerhemmende Platten verkleidet, sowie – als DER wesentliche Punkt:
- neue Lüftungsklappen und Lüftungskanäle
Durch diese Maßnahmen wurde die brandschutztechnische Trennung von Foyer, Treppenhaus und Vereinsraum gegenüber Saal, Küche und Toiletten erreicht. Anfang dieses Jahres wurde dann noch die Hausalarmierungsanlage und die Rauch-Wärme-Abzugsanlage installiert. Anschließend musste das Bürgerhaus grundlegend gereinigt und kleinere Instandhaltungsarbeiten durchgeführt werden.
Februar 2025 – Prüfbericht an Kreisverwaltung
Am 18. Februar wurde dann die Betriebssicherheit der Anlage durch den Prüfsachverständigen überprüft. Dabei wurde diese einem Stresstest unterzogen, bei dem u.a. eine Rauchentwicklung simuliert wurde. Die eingebauten Sensoren reagierten wie erwartet – im Prüfbericht konnte daraufhin die einwandfreie Funktionalität der Anlage bescheinigt werden.
Februar 2025 – Freigabe durch Kreisverwaltung
Der Prüfbericht wurde daraufhin mit der Bauvollendungsanzeige und einem Begleitschreiben des beauftragten Architekten an die Kreisverwaltung geschickt. Am 24.02.2025 erreichte die Ortsgemeinde ein Schreiben der Kreisverwaltung, mit Bezug auf die im Februar 2023 ausgesprochene Verfügung: „Aufgrund der Bestätigung des Architekten wird die Nutzung des Bürgerhauses Steinweiler wieder für alle Bereiche freigegeben wird.“
Leider war es Anfang des Jahres noch nicht möglich, für die im Monat März geplanten Faschings- und Theaterveranstaltungen eine Zusage zu geben – da zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar war, wann genau das Bürgerhaus wieder vollumfänglich genutzt werden konnte.
Fazit
Zum Abschluss seiner mit Bildern vorgetragenen Dokumentation zog der Ortsbürgermeister das Fazit, dass „‘Brandschutz‘ ganz sicher ein sehr hohes Gut ist – dessen Notwendigkeit und Wichtigkeit unbestritten ist.“ Für ihn persönlich blieb jedoch ein ganz bitterer Beigeschmack über das rigorose Vorgehen einer Verwaltung, ohne die Bereitschaft, für einen Übergangszeitraum eine Zwischenlösung zu akzeptieren. Dies hat zu sehr viel Frust, Unverständnis und Umut in der Dorfgemeinschaft geführt.
Dorfgemeinschaft
Fast noch emotionaler wie die Wieder-Inbetriebnahme des Saals war für den Ortsbürgermeister, wie die Vereine, wie die Dorfgemeinschaft, mit diesem Entzug umgegangen ist, gerade nach den Entbehrungsreichen Corona-Jahren: Die Vereine zeigten sich kreativ und machten sich auf die Suche und fanden auch alternative Standorte – für ihre Konzerte, für Vereinsveranstaltungen, für Vereinsfeste, für ihre Sing- und Musikstunden, und für viele weitere Veranstaltungen. An diesen ‚alternativen Standorten‘ wie in den beiden Kirchen mit deren zusätzlichen Räumlichkeiten, wie dem Gemeinderaum oder dem Pfarrzentrum, in privaten Höfen und Weingütern – fand man eine Herberge. Sowohl den Vereinen als auch den ‚alternativen Standortanbietern‘ dankte der Ortsbürgermeister sehr herzlich, dass dadurch das Vereinsleben nicht zum Erliegen gekommen ist.
Der Ortsbürgermeister dankte auch allen, die in irgendeiner Weise mitgewirkt haben, dass die Mängel behoben wurden.
Dank des Architekten
Diesen Dank gab der Architekt und Brandschutzingenieur Rüdiger Günther an die Mitarbeiter der Verwaltung – Frau Faust, Herr Cypria, Herr Lubotta – als auch an die zahlreichen, an der Sanierung beteiligten Firmen weiter. Die Kunst lag darin, die unterschiedlichsten Gewerke zu koordinieren, da parallele Arbeiten aufgrund der räumlichen Gegebenheiten fast nicht möglich waren.
Segensgebet der Pfarrer
Anschießend sprachen die Pfarrer beider Pfarreien – Pfarrer Stanislaus Mach von der katholischen und Pfarrer Robin Braun von der protestantischen Kirchengemeinde – Segensgebete, zum Schutz des sanierten Gebäudes.
Dank an Mitwirkende
Abschließend dankte der Ortsbürgermeister allen Mitwirkenden:
- dem Musikverein und dem Männergesangverein – mit den Singflöhen und dem Männerchor – für die musikalische und gesangliche Umrahmung der Veranstaltung
- dem Fußballsportverein und den Landfrauen für das Catering
- den Beigeordneten der Ortsgemeinden Stefanie Bohlender-Kehrt und Matthias Ditscher für die Koordination und Durchführung der finalen (Reinigungs)-Arbeiten mit weiteren zahlreichen Helfern: a. Susanne, Manfred, Elfi, Friedel, Martin, uvm., ebenso beim Männergesangverein für das Einräumen des Vereinsraums
- ebenso galt sein Dank den Gemeindemitarbeiter:innen Nicole, Ute, Heike sowie Harald und Frank!
Nach dem ersten Teil der Veranstaltung – der Wieder-Inbetriebnahme des Bürgerhauses – folgte noch ein weiterer Teil: die Verabschiedung unseres Verbandsbürgermeisters Volker Poß von der Bevölkerung Steinweilers. Darüber wird in der kommenden Ausgabe des Amtsblatts berichtet.
Michael Detzel, Ortsbürgermeister

Freuten sich über die Wieder-Inbetriebnahme des Bürgerhauses (v.l.)
Pfarrer Robin Braun, Pfarrer Stanislaus Mach, Architekt Rüdiger Günther, Beigeordneter Matthias Ditscher, Ehrenbürger Norbert Forstner, Verwaltungsmitarbeiterin Regina Faust, Bürgermeister Volker Poß, Heike Poß, 1. Beigeordnete Stefanie Bohlender-Kehrt, Ortsbürgermeister Michael Detzel

Segensgebet durch Pfarrer Braun und Pfarrer Mach

Das Bürgerhaus war bis auf den letzten Platz belegt

Der Musikverein umrahmte musikalisch

Die Singflöhe während ihres Auftritts

Der Männerchor nach seinem Auftritt